Wer sind wir? (Februar 2016)

Das Linke Forum Oldenburg ist eine offene und eigenständige Gruppe, in der seit mehr als 10 Jahren Leute mit unterschiedlichen politischen Positionen und aus ganz verschiedenen politischen Traditionen zusammenkommen. Wir diskutieren gemeinsam über aktuelle, aber auch längerfristige politische, soziale und ökonomische Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt.

Zu politischen Parteien existieren keine organisatorischen Verbindungen. Wir orientieren uns an linken Theorien und Werten.

Damit verbunden sind Forderungen nach sozial und ökonomisch fundierter Gleichheit, Freiheit und Solidarität sowie nach einem größtmöglichen Abbau hierarchischer Strukturen. Entsprechend dieser Ausrichtung halten wir die kapitalistische Produktionsweise, insbesondere deren neoliberale Form, für ungeeignet, zentrale gesellschaftliche Probleme zu lösen. Dazu gehören Ausbeutung, Armut trotz unvorstellbaren gesellschaftlichen Reichtums, Unterdrückung und Verfolgung von Menschen sowie der herrschaftliche Umgang mit der Natur, der die Klimakatastrophe zur Folge hat.

Wir kritisieren prekäre Arbeitsverhältnisse, Erwerbslosigkeit, eine ungleiche gesundheitliche Versorgung sowie die zunehmend effizienz- und ver-wertungsorientierte Erziehung von Kindern und Jugendlichen und die zunehmende Chancen-ungleichheit.

In unseren Treffen, öffentlichen Veranstaltungen und Diskussionen geht es primär darum, die Ursachen und Hintergründe aktueller politisch-ökonomischer Entwicklungen zu analysieren und alternative Perspektiven zu entwerfen. Das Ziel des Linken Forums Oldenburg ist es ganz allgemein, als Teil einer linken Strömung dazu beizutragen, kritische Interpretationen gesellschaftlicher Prozesse aufrechtzuerhalten, zu verstärken und weiterzuentwickeln.

Programme und Aktivitäten

Unsere Programme für Viertel- und Halbjahre werden gemeinsam geplant, diskutiert und mehrheitlich beschlossen. Neben unseren Treffen und den öffentlichen Veranstaltungen bilden wir bei Interesse AGs, in denen die Mitglieder sich mit Einzelthemen befassen, deren Ergebnisse im Forum präsentiert werden.

Wir suchen den Austausch mit gesellschaftlichen und politischen Gruppen in Oldenburg, die ähnliche Werte und Ziele haben. Seltener mischen wir uns direkt in gesellschaftliche Auseinandersetzungen ein, da wir aufgrund unserer unterschiedlichen politischen Orientierung unsere Aufgabe überwiegend darin sehen, Diskussionsprozesse zu organisieren und zu multiplizieren.

Unsere Treffen

Wir treffen uns in der Regel alle vierzehn Tage sonntags von 11.00-13.00 Uhr in den Räumen der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg (ALSO), Donnerschweer Straße 55. Die aktuellen Termine und Themen stehen auf unserer Internetseite.

Die Diskussionen beruhen auf dem Prinzip wechselseitiger Anerkennung. Dabei orientieren wir uns an dem Grundsatz, dass Wortmeldungen derer, die sich noch nicht geäußert haben, vorrangig berücksichtigt werden. Wir freuen uns über neue Mitglieder und interessierte Teilnehmer_innen.

Mehr Informationen über uns, unsere Themen und Treffen sind zu finden unter: www.linkes-forum-oldenburg.de

Wer sind wir? (pdf-Datei) siehe Wer-sind-wir.pdf

 

Bisherige Selbstverständnis-Erklärungen:

Wer oder was ist das Linke Forum Oldenburg? (Selbstverständnis Februar 2014)

Das „Linke Forum Oldenburg“ ist eine Gruppe, die sich – bei aller Unterschiedlichkeit ihrer politischen Meinungen – an den klassischen linken Werten „sozial-ökonomische Gleichheit, sozial-ökonomisch fundierte Freiheit und Solidarität und weitestmöglicher Abbau von Hierarchien“ orientiert. Zur Linkspartei bestehen keinerlei organisatorische Verbindungen. Bei unserer Gründung, die jetzt mehr als 10 Jahre zurückliegt, haben wir uns außerdem auf ein Selbstverständnis geeinigt.
Tatsächlich aber stammen die Mitglieder des Linken Forums aus den sehr unterschiedlichen politischen Traditionen der SPD, der Grünen, der Linkspartei, der undogmatischen und anarchistischen Gruppierungen früherer und heutiger Zeit.

Ziel der Gründung des Linken Forums war und ist es, einen Ort zu schaffen, der es jedem einzelnen ermöglicht, über aktuelle und auch längerfristige soziale Entwicklungen nachzudenken. Entsprechend unserer politischen Orientierung halten wir die bestehende kapitalistische Produktionsweise für ungeeignet, zentrale gesellschaftliche Probleme zu lösen. Das betrifft die Weiterexistenz der Armut auf dieser Welt, von Unterdrückung und Verfolgung, die drohende Klimakatastrophe, die rein herrschaftliche Umgangsweise mit der Natur genauso wie die Ausbeutung in prekären Arbeitsverhältnissen und die zunehmend drillartige Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Um die Ursachen für diese Entwicklungen zu begreifen, treffen wir uns einigermaßen regelmäßig jeden zweiten  Sonntag. Der Sonntagstermin ergibt sich einfach aus der Tatsache, dass viele von uns berufstätig sind und damit in der Woche kaum Zeit haben, um sich ausgeruht Gedanken zu machen.

Unsere Diskussionen beruhen auf dem Prinzip der wechselseitigen Anerkennung der Person (der Solidarität), aber auch des intensiven Ringens um ein richtiges Verständnis der gesellschaftlichen Phänomene (Freiheit der Sichtweise). Um zu dominante Diskussionsteilnehmer etwas in die Schranken zu weisen, haben wir uns einen kleinen Satz von Regeln gegeben, dazu gehört auch, dass TeilnehmerInnen, die noch nicht geredet haben, immer ein vorrangiges Rederecht erhalten (Gleichheit).

Selten, aber immer wieder, mischen wir uns auch in gesellschaftliche Auseinandersetzungen ein, wie z.B. die Sarrazin-Debatte oder werden aktiv bei politischen Ereignissen, wie G8- bzw. G9-Treffen, Klima-Aktionen in Kopenhagen, Blockupy in Frankfurt oder der Verfolgung von Whistleblowern wie Edward Snowden usw. Aufgrund unserer unterschiedlichen politischen Herkunft sehen wir dabei unsere Aufgabe überwiegend darin, Diskussionsprozesse zu organisieren oder politisch Verfolgte zu unterstützen.

Unsere „Programme“ für Viertel- und Halbjahre besprechen wir nach Vorschlagslage öffentlich und beschließen sie durch gemeinsame Zustimmung. Es gibt keine Hierarchie, wohl aber ein verbindliches organisatorisches Gerüst, das uns handlungsfähig erhält; dieses reicht von der Verschickung von Einladungsmails, der Organisation öffentlicher Veranstaltungen über die Information der Presse bis zur Gestaltung unserer Webseite usw.

Das Ziel des Linken Forums Oldenburg ist es ganz allgemein, eine stärkere linke Strömung im Verstehen der gesellschaftlichen Ereignisse zu initiieren, aufrechtzuerhalten und auszubauen. Dazu sind wir bestrebt, neben unseren Treffen auch Arbeitsgruppen zu bilden, was bis dato nur sehr begrenzt gelungen ist. Arbeitsgruppen würden uns sicherlich auch handlungsfähiger machen, wenn es darum geht, direkt in politische Prozesse zu intervenieren. Aktuell sind wir dazu nicht in der Lage. Vielleicht klappt es ja besser, wenn mehr Personen zu uns kommen? Wir jedenfalls würden uns drüber freuen!

 

What is left? – Wo steht die Linke heute? (Selbstverständnis - Urfassung)

Diese Frage hat im Herbst 2003 Menschen zusammen gebracht, die früher in
linken Basisorganisationen, in der SPD, bei den Grünen, in der DKP oder in
vergleichbaren Parteien aktiv waren. Viele hatten den gesellschaftlichen
Aufbruch nach 1968 direkt miterlebt (oder wurden von den Folgen beeinflusst),
dessen Initiatoren gegen soziale und politische Zwänge rebellierten und für ein
solidarisches Leben kämpften. Dieser Aufbruch und die nachfolgenden
Auseinandersetzungen führten zu einem freieren politischen Klima und zu
umfangreichen gesellschaftlichen Verbesserungen. Ähnliches bewirkten die
späteren Kämpfe gegen Umweltzerstörung und Atomkraftwerke, auch wenn alle
diese Fortschritte naturgemäß den Charakter eines Kompromisses trugen und
damit den mit ihnen eigentlich verbundenen Absichten allenfalls nahe kamen.

Nach der lähmenden Phase der Kohl-Ära begründete der rot- grüne Wahlsieg
von 1998 die Hoffnung auf eine bessere Politik, die sich jedoch als Illusionerwies.
Heute herrscht in der Öffentlichkeit ein Klima des Rollback vor, der
Zurückdrängung emanzipatorischer Ideen zugunsten neokonservativer und
neoliberaler Politik, die von Profitinteressen gesteuert wird. Diese Politik zielt
auf die Steigerung der Intensität und Produktivität der Arbeit sowie auf die
Erhöhung der Menge der zu leistenden Arbeit: Es mehren sich die Versuche, die
Wochenarbeitszeit zu erhöhen, die Annahme von Billigjobs in Phasen der
Arbeitslosigkeit zu erzwingen, die Ausbildungszeit zu reduzieren und das
Rentenalter heraufzusetzen.

Flankiert werden diese Versuche durch eine an den
Kapitalverwertungsinteressen orientierten Steuerpolitik, einer Einschränkung
des Geltungsbereichs wohlfahrtsstaatlicher Regelungen und einer auf Förderung
von Eliten zielenden Bildungspolitik. Die öffentlich verkündeten
Sozialisationziele orientieren sich mehr und mehr an Maximen der Ordnung und
der Disziplin.

Eine große Koalition aus Arbeitgeberverbänden, SPD, CDU, FDP und Grünen
gibt diese die Mehrheit der Bevölkerung betreffenden Verringerungen der
Möglichkeiten, das Leben selbst zu gestalten, als „Reformen“ aus, die nötig
seien, um „Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen“. Wer gegen diese
Politik opponiert, wird als „Bremser“ und „Reformgegner“ diffamiert, der
lediglich Gruppeninteressen vertritt – auf Kosten des Aufschwungs und des
Allgemeinwohls. Tatsächlich ist die Folge dieser politischen Neuorientierung
eine weiter gehende Hierarchisierung der Gesellschaft und Bildung und
Ausschließung sozialer Randgruppen.

Die skizzierte Tendenz der Intensivierung der Arbeit und der Erhöhung der
Menge angeeigneter Arbeit ist insbesondere auch unter ökologischen
Gesichtspunkten zu würdigen. Aus der Perspektive einer nachhaltigen
Entwicklung ist der Zusammenhang zwischen Wachstum und Verteilung von
entscheidender Bedeutung. Bedürfnisse lassen sich nicht nur durch zusätzliche
Produktion befriedigen, sondern auch dadurch, dass der Fundus bereits
geschaffener Werte – ganz gleich, ob Konsumgüter, Einkommen oder
Vermögen – allen zugute kommt. Dass die Umverteilung des Vorhandenen als
veritable Alternative zur Produktion von Neuem in Betracht kommt, setzt
natürlich die Existenz hinreichender Verteilungsunterschiede voraus. Aber
gerade deren Ausmaß entzieht sich mittlerweile jeder Vorstellungskraft. Dies
gilt sowohl global als auch innerhalb einzelner Gesellschaften. Stetiges
Wachstum ist weder aus Gründen der Nachhaltigkeit akzeptabel, noch kann es
ein Ersatz für echte Umverteilung sein.

Der politisch begründete soziale Wandel wird u. a. mit Schuldzuweisungen
gegenüber der früheren Linken begründet. Der Erfolg des Kampfs um mehr
soziale Sicherheit beispielsweise habe die wirtschaftlichen Probleme der
Bundesrepublik Deutschland erst verursacht, die liberale Erziehung habe zum
Bildungsnotstand und zur Steigerung der Kinderkriminalität beigetragen.

Die hier skizzierten politischen, ökonomischen und ideologischen Tendenzen
sind bislang auf wenig Gegenwehr der Linken gestoßen. Ja, eine ganze Reihe
früherer Mitstreiter vertreten heute genau die Politik, deren Gegner sie und wir
früher waren. Dies hat zum Scheitern der Linken beigetragen.
Die Schwäche linker Gegenwehr verweist aber auch auf innere Widersprüche
und Grenzen, an die wir in der Vergangenheit gestoßen sind. Zu erwähnen ist
die unbeantwortete Frage nach der richtigen Organisation des Verhältnisses von
Basisgruppen zur Partei, die Unterschätzung der Ökologie-Problematik, die
kritiklose Hinnahme forcierten Wirtschaftswachstums, die Illusion über den
Charakter der „realsozialistischen“ Gesellschaften, das Scheitern
selbstorganisierter Projekte und der Rückzug in die private Sphäre oder die
individuelle Isolation. Weiterhin zeigt gerade die Geschichte der Linken, dass
eine auch noch so klare Artikulation dessen, was abzulehnen ist, kein Ersatz für
die Beantwortung der Frage sein kann, was denn zukünftig an die Stelle des
Bisherigen treten soll.

Gegen die beschriebene Umstrukturierung der Gesellschaft wollen wir, das
Linke Forum Oldenburg, angehen – durch genaue Analyse der
gesellschaftlichen Entwicklungen, ihrer Ursachen, ihrer Nutznießer und ihrer
Opfer. Wir sind davon überzeugt, dass uns dabei die politisch-ökonomischen
Analysen von Marx und Engels eine grundlegende Orientierung ermöglichen.

Aber das Verständnis der heutigen kapitalistischen Gesellschaften und des von
ihnen geschaffenen Weltmarktes erfordert noch weitere theoretische Arbeit. Aus
der Analyse der Geschichte der Alternativbewegungen, der
Selbstorganisationsversuche, der sozialistischen Ideen und Parteien, aus
Erfolgen, Fehlentwicklungen und Scheitern wollen wir Lehren für eine bessere,
demokratische, linke Politik ziehen. Auf der Tagesordnung steht die Frage nach
der Organisation des Eigentums an Produktionsmitteln, der Abschaffung
patriarchalischer Herrschaftsstrukturen, von imperialistischer Ausbeutung sowie
nach den Möglichkeiten und Perspektiven internationaler Solidarität mit
Befreiungsbewegungen und sozialen Revolten in unterentwickelt gehaltenen
Ländern. Zu diskutieren sind Modelle genossenschaftlicher Produktion und
selbstorganisierter Initiativen. Neben gesellschaftstrukturellen Fragen sind auch
Sozialmodelle zu erörtern. Zu fragen wird beispielsweise sein, ob sich
Kindererziehung stets an familialen Modellen zu orientieren hat, ob andere
Formen des Zusammenlebens als die Familie vorangetrieben, ob reproduktive
Tätigkeiten öffentlich alimentiert werden sollen.

Wir möchten den Diskussionsprozess offen, zielgerichtet und verbindlich
führen. Jede/r von uns ist individuell in politische Praxis eingebunden, in
unterschiedlichen Bereichen und in unterschiedlichem Ausmaß. Diese Praxis
fließt in die Diskussionen ein und kann von ihnen profitieren. Im Übrigen sind
wir bestrebt, unsere Vorstellungen auf geeignete Weise der interessierten
Öffentlichkeit in Oldenburg zugänglich zu machen. Dies schließt Kooperationen
mit anderen Initiativen und Projekten, die ähnliche Ziele verfolgen, ein.

Auf unseren bisherigen Treffen haben wir uns u.a. mit folgenden Themen
beschäftigt:

-„What is left?“ (im doppelten Sinne),
-Nachhaltige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit,
-Geschichte und Theorie der sozialistischen Linken,
-Die Marx’sche Mehrwerttheorie.
Diese Diskussionen wurden durch Thesenpapiere und kurze Vorträge von
Einzelnen vorbereitet. Außerdem haben wir Arbeitsgruppen gebildet, in denen
Themen intensiver bearbeitet werden. Die Ergebnisse werden im Plenum
vorgestellt und diskutiert.

In der Arbeitsgruppe „Moderner Kapitalismus“gehen wir Fragen nach wie:

- Welche tiefer gehenden Änderungen bringt die Globalisierung für den
Kapitalismus und die Arbeiterbewegung?

- Welche Konsequenzen hat das Ende des fordistischen Akkumulationsregimes
u.a. für die Strategien zur Erhöhung des Mehrwerts oder zur Ausgrenzung „unproduktiver“
Teile der Gesellschaft?

Die Arbeitsgruppe „Scheitern der Linken und neuer Aufbruch“ beschäftigt sich
mit Fragen wie:

- Welche Grundüberzeugungen sind kennzeichnend für Linke?
- Welche Perspektiven eröffnet das Scheitern des Realsozialismus?
Darüber hinaus besteht Interesse an der Bildung von Arbeitsgruppen zu den
Themen „Alternative Kommunalpolitik“, „Politische Kommunikation und
Medien“ „Ökologie und Wirtschaftswachstum“ sowie „Schülerprotest und
Schulpolitik“.

Unsere Plenums-Treffen finden alle 14 Tage am Sonntag um 11 Uhr in den Räumen der 
ALSO (Donnerschweer Str. 55) statt.