Flyer 9 zu Covid 19:

Quer oder doch lieber geradeaus denken? Ein Zwischenfazit.

Beginnen wir mit dem Anfang der QuerdenkerInnen: der Behauptung, es gebe keine Corona Pandemie bzw. es gebe zwar eine, aber sie sei ungefährlich.
Ist zu dieser Behauptung noch viel zu sagen? Indien diente den QuerdenkerInnen als Beispiel, wo es angeblich keine Pandemie gibt. Inzwischen werden aus Indien Neuerkrankungen von über 300.000 pro Tag berichtet, die Todesrate liegt deutlich über 3000 pro Tag. Schweden wurde als Beispiel genannt, wie ungefährlich die Erkrankung sei und wie wenig man auf sie Rücksicht nehmen müsse. Faktisch sind dort deutlich mehr Menschen gestorben als beispielsweise in Deutschland oder den Niederlanden. Es wurde behauptet, Corona sei eine Erfindung der westlichen Eliten, um politische Maßnahmen zu begründen.

Faktisch steht Kuba kurz vor der Zulassung eines eigenen Impfmedikaments und Russland hat schon lange Sputnik V auf den Markt gebracht. Beide Länder können kaum zum Einflussbereich westlicher Eliten gezählt werden. Es wurde behauptet, dass die Zahl der an Corona Erkrankten nur Ausdruck des vielen Testens und falsch positiver Tests sei. Fakt ist, dass die Zahl der Erkrankten auf den Intensivstationen und in den Krankenhäusern sank und stieg – je nach den Maßnahmen des Staates. Fakt ist, dass die PatientInnen in den Krankenhäusern die Diagnose einer Coronaerkrankung nur nach positivem PCR-Test bekommen. Und Fakt ist, dass die hohen Fallzahlen in Indien sicher nicht falsch positive PCR-Tests widerspiegeln, denn dort wird kaum getestet, da zählen klinische Krankheitssymptome.

Hallo QuerdenkerInnen: Es wird Zeit, zuzugeben: „Wir hatten unrecht“. 

 

Die QuerdenkerInnen behaup(te)ten: Das Tragen der Masken sei nur eine obrigkeitsstaatliche Maßnahme, die die Grundrechte verletze und die Menschen nur demütigen solle.

Fakt ist, das Tragen der Masken ist ein effektiver Weg, um das Ansteckungsrisiko zu vermindern. Ein einfacher Test dafür: Welcher will sich bei der nächsten OP im Krankenhaus - warum auch immer diese durchgeführt wird - von einem Chirurgie-Team ohne Masken behandeln lassen? Solche Masken wurden schon immer getragen, um Ansteckung zu vermeiden, eine Diskussion darüber, ob sie wirksam sind, ist also eigentlich überflüssig.

Sind Masken überhaupt „Untertanenlappen“, die von der Regierung zur Demütigung der Bevölkerung angeordnet wurden? Die Geschichte zeigt das Gegenteil: Das sogenannte Vermummungsverbot war der Weg, um den Besuch von Demonstrationen, die immer wieder von der Polizei massiv abgefilmt wurden, riskant werden zu lassen. Und das Tragen von „Masken“ bildete nicht selten den vorgeschobenen Grund, diese aufzulösen. Mit ganz anderer Polizeigewalt als solcher, die aktuell gegenüber QuerdenkerInnen-Demos angewendet wird.

Hallo QuerdenkerInnen: Es wird Zeit, zuzugeben: „Wir hatten unrecht“.

 

Die QuerdenkerInnen behaup(te)ten: Die Impfung sei überflüssig, ein Irrweg bzw. ein direkter negativer Eingriff in die Gesundheit der Geimpften oder gar ein Weg zu ihrer Kontrolle.

Die Zahlen sprechen eine komplett andere Sprache. Seitdem die Hochrisikogruppen des höheren Alters überwiegend geimpft sind, ist ihr Anteil an den an Infizierten massiv gefallen – in den ersten drei Aprilwochen 2020 waren um die 25 Prozent der Erkrankten über 70 Jahre alt, in den entsprechenden Wochen des Jahres 2021 sind es nur noch 6-7 %. Die Todesraten liefern ähnliche Zahlen. Oder nehmen wir das Beispiel Israel bzw. inzwischen auch Großbritannien: Dort sind weite Teile der Bevölkerung geimpft und die Neuansteckungen bewegen sich dementsprechend auf einem niedrigen Niveau. In Israel steckten sich zwischen dem 14.05.21 und dem 1.05.21 2000 Menschen neu an, im ungefähr gleich großen Schweden über 88.000. In  Großbritannien waren es im gleichen Zeitraum 39.000 Personen, im ungefähr gleich großen Frankreich 92.000. Impfen wirkt, das zeigt auch die Abbildung am Beispiel Großbritanniens.

Und das wissen auch die Unternehmen: Aktuell sollen die Impfungen möglichst bald auf migrantische Arbeiter ausgedehnt werden, da deren Arbeitsbedingungen extrem rüde sind und möglichst so bleiben sollen. Da ist Impfen immer noch billiger als eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Und das gilt nicht nur für diese Industriezweige: Die Unternehmen pochen auf die Möglichkeit, die Belegschaften bevorzugt durch die Betriebsärzte impfen zu lassen, nachdem sie sich gegen Testpflichten und verbindliche Auflagen hinsichtlich Arbeitsbedingungen massiv gewehrt haben.

Hallo QuerdenkerInnen: Es wird Zeit, zuzugeben: „Wir hatten unrecht“.

 

Die QuerdenkerInnen behaup(te)ten: Mit der Pandemie sei es zu Einschränkungen in den Grundrechten gekommen und es gebe sie als (mediales) Ereignis genau, um diese Einschränkungen durchzusetzen.

Da ist in einigen Ländern sicher etwas dran: z. B. in Bolivien und Chile, wo die Bevölkerung an ihren Protesten gegen die Regierung im letzten Jahr gehindert wurde, mit der Behauptung, dadurch wachse die Ansteckungsgefahr, nachdem sich die Regierungen bis dato darum kein bisschen gekümmert hatten. Oder in Belarus, wo sich die Bevölkerung gegen das Wahlergebnis erhoben hat. Und richtig ist auch, wenn von den QuerdenkerInnen die barsche, teilweise gewaltförmige Vorgehensweise der Polizei beklagt wird. Nur: Neu ist das nicht - es ist das, was DemonstrantInnen gegen AKWs, gegen Flughäfen, gegen Braunkohleabbau und gegen Sparmaßnahmen des Staates in der Finanzkrise schon lange erleben.

Aber gibt es durch Corona nicht die Gefahr eines autoritären Staates in Deutschland? Richtig an dieser Behauptung der QuerdenkerInnen ist, dass der Zustand, aus dem wir kommen, kein Lock-down ist. Es ist ein work-only: In den meisten Gegenden Deutschlands war nichts erlaubt, außer Arbeiten zu gehen und Sich-Reproduzieren. Dagegen wurde kaum ein einziger Betrieb auch nur mehrere Wochen hintereinander dicht gemacht, egal, wie hoch die Coronazahlen dort ausfielen. Aber alle anderen Ereignisse sprechen eine andere Sprache. Vermummungsverbot mit massivem Abfilmen der TeilnehmerInnen war in der Vergangenheit die Methode, um Teilnahmen an einer Demonstration riskant werden zu lassen. Die neuen Landespolizeigesetze, mit bloßer Anwesenheitshaftung auf Demonstrationen, wenn dort etwas passiert, wurden lange vor der Coronapandemie entworfen und auch vorher abgestimmt. Die Pressefreiheit ist während Coronamaßnahmen nicht durch den Staat weniger geworden - wenn überhaupt, dann durch die Gewalt gegen ReporterInnen, die u. a. auf Querdenkerdemos ausgeübt wurde. Und was das individuelle Recht auf Einkaufen und Reisen angeht: Beides wird man bald wieder frei ausüben können, dazu sind die ökonomischen Interessen in diesen Bereichen viel zu groß. Bleibt die Frage, wie frei diese Freiheit wirklich sein sollte. Denn immerhin ein positives Ergebnis hatte der work-only: Die Verschmutzung von Erde, Luft und Wasser ist im letzten Jahr erstmalig gesunken.

Hallo QuerdenkerInnen: Es wird Zeit, zuzugeben: „Wir lagen nicht richtig“.



Es wäre also an der Zeit, dass diejenigen, die sich als Linke und Freiheitsliebende zu den QuerdenkerInnen verirrt haben, ihren Fehler einsehen. Denn wir werden alle brauchen, wenn die eigentliche Auseinandersetzung beginnt, nachdem der Pandemie durch Impfung ihre Gefährlichkeit genommen wurde. Diese wird die Frage betreffen, wer für die Kosten der Pandemie zahlt, und das zu einem Zeitpunkt, wo massive Veränderungen schon allein wegen der Klimakrise anstehen. Es wird diese Auseinandersetzung sein, die die Gefahr einer autoritären Lösung erst wirklich auf die Tagesordnung setzt. Und wir können sie nur bewältigen, wenn wir uns gemeinsam Freiheit, Gleichheit, Fürsorge und Kooperation auf die Fahne schreiben – nicht nur für mich als jeden Einzelnen, sondern für alle überall auf der Welt.

Den vollständigen Flyer mit den Grafiken siehe hier.

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