Anspruch und Wirklichkeit
Am 23.04.2025 halt Lasse Deppe angesichts der Diskussionen in den Sozialen Medien uber die Erschießung von Lorenz den Anspruch der NWZ hoch: „Wir behalten dennoch die Ruhe und werden nicht auf der Empörungswelle Richtung Vorverurteilung mitreiten, die mal wieder durch die Sozialen Medien schwappt. Unser Credo: Sachlich bleiben, Fakten darstellen, offene Fragen thematisieren.“
Am 26.04.2025 steht in der NWZ: „Die Staatsanwaltschaft Oldenburg bestätigt nicht, dass gegen den getöteten Lorenz in der Vergangenheit bereits wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte, Raub und Nötigung ermittelt wurde. Diese Aussagen wurden in einigen Medienberichten in den Raum gestellt. ‚Dazu werden aus Grund des Persönlichkeitsrechts keine Angaben gemacht sagte Staatsanwältin Christina Brendel am Freitagmorgen.
Warum wird in dieser Situation in der Zeitung darüber spekuliert, ob gegen einen von der Polizei mit vier Schussen von hinten getöteten jungen Menschen eventuell einmal ermittelt wurde? Ermittlungen sagen noch nichts über den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe aus.
Warum werden diese Behauptungen über den von der Polizei Erschossenen in der NWZ prominent am Ende eines Artikels verbreitet, wenn sie weder für den fraglichen Tathergang eine Rolle spielen noch von der Staatsanwaltschaft bestätigt werden?
Sachlich bleiben, Fakten darstellen, offene Fragen thematisieren? Warum fragt die NWZ die Staatsanwaltschaft Oldenburg nicht, ob sie Aussagen in einigen Medienberichten bestätigen kann, dass Lorenz Opfer rassistischer Polizeigewalt wurde, weil er ein Schwarzer war und das durchaus kein Einzelfall wäre? Diese Frage hatte angesichts von vier Schussen in den Rücken zumindest eine gewisse Berechtigung. Und sie führt weiter zu der Frage, warum der Getötete im Nachhinein in ein fragliches Licht gerückt wird? Offene Fragen thematisieren? Mit welcher Absicht wird so berichtet? Und warum sagt der Oberburgermeister der Stadt, in der dies passiert ist, er sei bestürzt über den Tod eines jungen Menschen, äußert kein Wort der Anteilnahme für Familie und Freund*innen des Erschossenen, nimmt nicht an der Kundgebung fur Lorenz teil, schickt nicht einmal ein Grußwort, aber wirbt für Verständnis gegenüber der Polizei?
Michael Baettig