Anerkennung des anderen? Warum denn das? Nur ich hab hier ein Recht.

Leserbrief zu Alexander Wills Kommentar „Eine Anerkennung des Nichts“ (NWZ 24-08-2025)

Ein Musterbeispiel für politischen Extremismus, diesmal in Bezug auf den Nahostkonflikt liefert einmal mehr Herr Alexander Will in der NWZ vom 14.08.2025.

Dass die Palestinenser aus verschiedenen Gründen minderwertig, korrupt, kulturell rückständig etc. seien, und sie daher keinen Staat verdient hätten, das hat man von diesem durch seine hasserfüllten Kommentare bekannten Autor nicht anders erwartet. Als Begründung dafür, dass ein Staat Palestina aber auch generell nicht anerkannt werden könne, schreibt Will: Was nicht existiert, kann man nicht anerkennen. Man ist von Herrn Will einiges gewohnt, aber dies muss man wirklich zweimal lesen: Nur ein Staat, der bereits existiert, hat demnach auch das Existenzrecht als Staat, welches ja durch die Anerkennung rechtlich fixiert wird. Also Palestinenser: „Ihr exisiert nicht als Staat, also dürft ihr es auch nicht fordern.“ Genauso könnte man auch schreiben: Wer keine Menschenrechte hat, kann sie auch nicht einfordern. Oder: Wer keinen Besitz hat, darf ihn auch nicht einfordern. Klingt völlig schräg, vielleicht denkt der Marktextremist Will aber auch wirklich so.

Was hier zum Ausdruck kommt, ist eine völlige Ignoranz des Anderen, sie sind für Herrn Will „Nichts“. Ob der andere sehr problematisch agiert (wofür es in der Tat viele Anhaltspunkte gibt), ob in der Geschichte dieses oder jenes Angebot von ihm schon einmal abgeschlagen wurde oder ob im 17. oder 19. Jahrhundert auf dem Gebiet andere gesiedelt haben oder nicht: Es spielt keine Rolle für das Jetzt einer gerechten Problemlösung. Wer Konflikte lösen will, muss zumindest das Existenzrecht des Anderen anerkennen. Was wir völlig berechtigterweise von Palestinensern für den Staat Israel fordern, muss auch für einen Staat Palestina gelten. Gerade, weil ihm bisher ein Existenzrecht nicht gegeben wurde.

Ulrich Schachtschneider