Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm beleuchtet in einem Vortrag die „Dialektik der Aufklärung im Kontext der Zeit“
am 23.11.25, 11.00 Uhr, in der Donnerschweerstr. 55.
Zum Inhalt des Vortrags:
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno schreiben die „Philosophischen Fragmente“, denen sie den Titel „Dialektik der Aufklärung“ geben, unter dem Eindruck vor allem des Triumphs des Nationalsozialismus und Faschismus in Europa. Dieser Triumph widersprach marxistisch inspirierten Prognosen. Er forderte auch philosophisch begründete Reaktionen.
Es geht in dem Werk weniger um Erklärungen des mit diesem Triumph verbundenen Grauens (die man eher in dem von Adorno u. a. veröffentlichten Buch „Die autoritäre Persönlichkeit“ findet). Die „Dialektik der Aufklärung“ ist eine Klage über das Leiden – so Müller-Doohm –, „das die anwachsenden gesellschaftlichen Antagonismen und die mit ihnen einhergehende Repression hervorbringen“.
Die Argumentation der Autoren folgt der These, dass die aufklärerische Vernunft in kapitalistischen Gesellschaften nur instrumentell genutzt werde. Sie stehe im Dienst der Beherrschung von Natur und Gesellschaft.
Unerklärt bleibt in dem Werk die Annahme Horkheimers und Adornos, dass sich die Beherrschung der Natur zur Herrschaft von Menschen über Menschen ausweitet. Müller-Doohm zitiert Alfons Söllner, nach dessen Einschätzung unklar ist, „wieso eigentlich und mit welcher Notwendigkeit … die Herrschaft über die erste Natur in die Herrschaft zweiter Natur umschlägt?“ „Wieso folgt“, fragt Söllner, „aus der Unausweichlichkeit der instrumentellen Aneignung von Natur die Unausweichlichkeit von gesellschaftlicher Herrschaft?“
Nicht eindeutig ist politische Appellqualität des Werks. Es finden sich tief resignative Passagen und solche, die als politische Ermutigung verstanden werden können.
ALSO
Rosa Luxemburg Stiftung